Wichtige Auswahlkriterien für ein Girokonto bzw. eine Bank

Worauf muss ich bei der Eröffnung eines Girokontos achten? Wo kann ich am Besten ein Konto eröffnen? Welche Bank passt zu mir? Welche Fehler sollte ich vermeiden? Diese Fragen stellt sich vermutlich jeder, der auf der Suche nach einem neuen oder sogar seinem ersten Girokonto ist.

Ich habe bereits mit mehreren Banken zusammengearbeitet und kann euch deshalb aus meiner eigenen Erfahrung beschreiben, welche Aspekte bei der Wahl der Bank wirklich relevant sind und was oftmals durch Werbung oder andere Quellen hochstilisiert wird.

Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Artikel zum Thema Geldanlage, indem ich für mich sieben Auswahlkriterien für Aktien definiert habe. Die Vorgehensweise nach einer Checkliste empfiehlt sich auch bei der Wahl der passenden Bank bzw. Girokontos oder Depots.

Im Vergleich zu einer Aktienauswahl ist die Wahl einer Bank relativ risikofrei. Das Verlustrisiko besteht eigentlich nicht. Im schlechtesten Fall habt ihr über eine überschaubare Zeit zu hohe Gebühren bezahlt. Ein neues Konto bei einer anderen Bank ist schnell eröffnet. Allerdings kannst du dir viel Arbeit und Zeit an der Kundenhotline ersparen, wenn du für die Wahl der richtigen Bank etwas Aufwand investierst und dich vorher informierst.

Diesen Artikel habe ich in zwei Teile aufgeteilt:

Kriterien, die mir bei der Wahl der Bank bzw. des Girokontos wichtig sind. So machst du nichts falsch…

Im folgenden habe ich dir wichtige Aspekte beschrieben, die eine Bank erfüllen sollte…

Alles in einem Lösung – Girokonto, Tagesgeld, Depot alles bei einer Bank

Wie bereits an anderer Stelle deutlich wurde, bin ich ein Freund von Alles-in-einem Angeboten. So auch bei der Wahl meiner Bank. Eine Bank sollte für mich folgendes auf jedem Fall anbieten:

  • Girokonto für den bargeldlosen Zahlungsverkehr
  • Tagesgeldkonto für das kurzfristige Sparen
  • Verrechnungskonto und Depot für den langfristigen Vermögensaufbau
  • Ein umfassendes Angebot bei Wertpapieren (keine Einschränkungen)
  • … und natürlich die weiteren Punkte meiner Liste.

Auch, wenn du momentan nur auf der Suche nach einem neuen Girokonto bist, empfehle ich dir trotzdem darauf zu achten, dass die Bank auch Tagesgeld und Depots zur Verfügung stellen kann. Sonst fängst du in ein paar Monaten womöglich erneut an.

Vorteile einer Komplettlösung:

  • Ein Ansprechpartner für alle Themen
  • Angebote sind aufeinander abgestimmt
  • Keine Überweisungen zwischen Banken, die Zeit kosten
  • Bessere Übersicht (Alles auf einen Blick)
  • Einfacher in der Verwaltung: Nicht mehrere Benutzeroberflächen kennenlernen

Diese Lösungen können allerdings auch Nachteile mit sich bringen. Es kann durchaus sein, dass man als Kunde von verschiedenen Banken insgesamt womöglich etwas Geld sparen könnte, wenn man bei den einzelnen Komponenten immer das günstigste auswählt, d.h. z.B. immer zu der Bank sein Tagesgeld verschiebt, die momentan die besten Konditionen bietet. Ich persönlich rate von dieser Methode ab, da sie unterm Strich extrem viel Zeit kostet und definitiv nicht reich macht.


Auf dem Markt gibt es einige Banken, die alle oben aufgeführten Aspekte erfüllen. Allerdings unterscheiden sich diese oftmals in ihrer Kostenstruktur (siehe nächster Absatz). Ich nutze seit 2010 hauptsächlich das Komplettangebot bei der Comdirect Bank und empfehle dieses auch gerne weiter.

Laufende Kosten und Gebühren für die Nutzung

Kontoführungsgebühren, Kosten für Überweisungen oder das Geld abheben am Automaten sind ein wichtiges Kriterium für die Wahl der zukünftigen Bank. Die Konditionen sollten vor Vertragsabschluss sorgfältig betrachtet werden.

Achtet hierbei besonders auf:

  • Kosten pro Monat: Monatlich anfallende Kosten für die Nutzung der Konten
  • Kosten für Transaktionen: Kosten für die Ausführung von Überweisungen, Lastschriften oder Daueraufträgen
  • Kosten für den Wertpapierhandel (siehe auch nächster Abschnitt dieses Artikels)
  • Kosten für Bargeld am Automaten abheben

Diese Serviceleistungen sind im Optimalfall alle kostenlos (siehe z.B. bei der Comdirect Bank oder DKB). Ich empfehle euch bei der Wahl eurer Bank darauf zu achten, dass diese Leistungen kostenlos sind.

Oft habe ich bereits gehört: „Was kostenloses kann nicht so gut sein, wie das andere Angebot“. Diese Aussage ist absolut falsch. Eine Überweisung bleibt eine Überweisung. Eventuell wird sie bei der einen Bank etwas schneller erledigt, als bei der anderen, aber hierzu gibt es keine Beweise (zumindest kenne ich keine). In der Presse ist immer mehr zu lesen, dass vor allem Filialbanken kein kostenloses Girokonto mehr anbieten werden.

Hierzu etwas aus meinem Leben: Mein erstes Konto hatte mein Vater bei unserer Sparkasse im Ort für mich eröffnet. Ich habe dieses Konto noch heute, aber da sich die Kostenstruktur veränderte verwende ich es nur noch für Lastschriften bei denen ich bis jetzt zu bequem war die Kontoverbindung zu ändern. Die Sparkasse bietet (Stand: Januar 2017) drei verschiedene Modelle an. Je nach Nutzung des Girokontos kann das passende Modell ausgewählt werden. Die monatlichen Kontoführungsgebühren fallen ab Vertragsabschluss an. Nahezu jede Aktion kostet zusätzlich.

Kontenmodelle der Sparkasse

Kontenmodelle der Sparkasse (Stand: 2017–01; Quelle: Sparkasse-Rhein-Neckar-Nord)

Besonders wenn ihr ein neues Girokonto oder aber auch ein passendes Depot sucht, solltet ihr monatliche Kosten vermeiden, auch wenn es nur ein 3,90 Euro sind. Schließlich müsstest du bereits für diesen kleinen Betrag schon 9.360 Euro (bei 0,5% Zinsen) anlegen, um nur die monatliche Kontoführungsgebühr ausgleichen zu können. Insbesondere, wenn es noch Anbieter auf dem Markt gibt, die noch kostenlos anbieten, ist dies nicht sinnvoll.

Ich bin bereits seit 2010 Kunde der Comdirect Bank und kann bisher nur Gutes berichten. Es ist eine Bank ohne Kontoführungsgebühren oder andere monatliche Kosten für Girokonto, Depot oder das Tagesgeldkonto. Es besteht kein Risiko für den Kunden und falls man nicht zufrieden ist, kann man das Konto einfach wieder kündigen.

Falls du dich informieren möchtest, empfehle ich dir das Comdirect Preis-Leistungsverzeichnis durchzusehen.

Kosten für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren

Jeder Kauf und Verkauf von Wertpapieren (Aktien, Anleihen, ETF, Fonds, etc.) ist eine Transaktion. Für jede Transaktion fallen Gebühren an. Wenn ihr eine langfristige Geldanlage mit ETF, Fonds oder Aktien plant kommen über die Jahre sehr viele Transaktionen zusammen. Aus diesem Grund sind die Transaktionskosten ein wichtiges Kriterium für die Wahl eurer zukünftigen Bank.

Hierzu ein Beispiel:

Ich habe mein Depot bei der Comdirect Bank. Bei dieser Bank sehen Preise für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren folgendermaßen aus (Stand 2017–01):

Preise für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren bei der Comdirect Bank (Quelle: Comdirect Preis-Leistungsverzeichnis Stand: 2017–01)

Preise für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren bei der Comdirect Bank (Quelle: Comdirect Preis-Leistungsverzeichnis Stand: 2017–01)

Eine Order von z.B. einer Aktie in Deutschland kostet mindestens 9,90 Euro (Ausland: 12,90 Euro). Erst bei einem Kaufwert von über 2.000 Euro steigen die Gebühren. So fallen bei einem Kaufwert von 2.899,92 Euro Gebühren von 14,65 Euro an.

Beispiel für den Kauf von Aktien im Wert von 2.900 Euro (Auszug aus einer Wertpapierkaufabrechnung von 2016–12)

Beispiel für den Kauf von Aktien im Wert von 2.900 Euro (Auszug aus einer Wertpapierkaufabrechnung von 2016–12)

Auch, wenn die Gebühren nicht gigantisch sind, verursacht häufiges Umschichten des Depots oder eine große Stückelung der Käufe hohe Transaktionskosten. Es ist auch davon abzuraten nur mit sehr geringen Werten zu handeln, z.B. nur 5 Aktien a 40 Euro zu kaufen. Auch für den Kaufwert von 200 Euro fallen 9,90 Euro Gebühren an. Das sind bei dieser Summe bereits fast 5 %. Da die Gebühren auch beim Verkauf anfallen, müsste die Aktie über 10% steigen, damit du Gewinn machen würdest.

Ich zahle momentan über einen Wertpapiersparplan monatlich in einen ETF auf den MSCI World ein. Dabei sind die Kosten, die der monatliche Sparplan verursacht sehr wichtig. Achtet deshalb auch auf solche Angebote.

Dieses Kriterium ist für euch nur relevant, wenn ihr ein Depot nutzen möchtet. Wie oben erwähnt rate ich, auch wenn ihr momentan noch keine Investition in Wertpapiere plant euch bereits ein kostenloses Depot zu sichern. Dann ist der Einstieg in die neue Thematik umso einfacher. Wenn ihr euch für den langfristigen Vermögensaufbau interessiert, empfehle ich euch unsere Artikel zum Thema Geldanlage.

Benutzerfreundlichkeit und Funktionen der Internetseite

In der heutigen Zeit werden insbesondere bei Direktbanken alle Aktionen online erledigt. Aus diesem Grund ist die Benutzerfreundlichkeit und dass die die Benutzeroberfläche grundsätzlich zusagt wichtig.

Folgendes ist mir dabei wichtig:

  • Übersichtlichkeit: Sind die Menüs intuitiv? Finde ich mich schnell zurecht?
  • Schnelligkeit der Internetseite (Sicherlich in der heutigen Zeit kein Problem mehr)
  • Möglichkeiten der Individualisierung: Die Anpassungsmöglichkeiten der Benutzeroberfläche bzw. einzelner Ansichten ist sinnvoll, um die interessanten Informationen schnell und ohne viele Klicks zu erhalten. Z.B. zusätzliche Spalten in der Depotansicht (z.B. Dividende oder Kurs-Gewinn-Verhältnis).
  • Watchlists: Um Aktien oder andere Wertpapiere, die man nicht oder noch nicht in seinem Depot hat zu beobachten gibt es sogenannte Watchlists (= „Beobachtungsliste“) in die der Nutzer neue Werte hinzufügen kann, um diese zu beobachten.
  • Musterdepots: Eine Erweiterung der Watchlists stellt das Musterdepot dar. In diesem virtuellen Depot können Wertpapiere hinzugefügt („gekauft“) werden. Die Entwicklung ist dann wie bei einem richtigen Depot sichtbar.Ich lese oft in Wirtschaftsmagazinen. Beispielsweise werden in der Wirtschaftswoche interessante Strategien beschrieben. Wenn mich eine Strategie interessiert und ich schauen möchte, ob diese erfolgsvorsprechend ist, erstelle ich ein Musterdepot für diesen Zweck, um diese zu beobachten.
    Ein Musterdepot verfügt meist nicht über die gleichen Funktionalitäten, wie das richtige Depot. So sind z.B. Sparpläne nicht einstellbar. Diese müssten manuell, d.h. monatliche „Käufe“ simuliert werden.

    Strategie aus der Wirtschaftswoche: Mischung aus je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tagesgeld (siehe Wirtschaftswoche)

    Strategie aus der Wirtschaftswoche: Mischung aus je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tagesgeld (siehe Wirtschaftswoche)

Aufgrund der vorhandenen Funktionen kann ich die Comdirect Bank empfehlen. Bisher habe ich nur wenige Funktionen vermisst.

Mobiler Zugriff über Smartphone/App

Bietet die Bank eine App an? Wie gut ist die Internetseite an Smartphones angepasst? Spätestens wenn ihr unterwegs seid und euch über eine bestimmte Aktie informieren möchtet ist die Qualität der Mobile-Internetseite oder der angebotenen App entscheidend.


Für mich ist es wichtig, dass ich schnell an die wesentlichen Informationen komme, z.B. Ich habe eine WKN (Wertpapierkennnummer) und möchte nun schnell sehen, wie der Kurs und die Performance der letzten Jahre war. Außerdem interessiert mich, wie die Prognose für die Bilanz des jeweiligen Unternehmens aussieht. Bei Comdirect habe ich diese Informationen bisher am schnellsten finden können. Auch dadurch, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe.

Fazit: Achtet auf Komfort und die Kosten

Aus meiner Sicht ist bei der Wahl der Bank wichtig, dass der Komfort groß und die Kosten möglichst gering sind. Ich persönlich habe keine Lust ständig auf der Suche nach einer neuen Bank zu sein und bin froh über meine aktuelle Konstellation. Ich verwende hauptsächlich das Komplettangebot der Comdirect Bank. Zusätzlich habe ich aber auch ein Konto bei der Deutschen Kreditbank (DKB) und der Sparkasse.

Ich hoffe ich konnte ich bei der Suche eurer zukünftigen Bank hiermit etwas unterstützen. Falls euch noch weitere Kriterien wichtig sind, die ich nicht aufgeführt habe, würde ich mich über einen Kommentar sehr freuen.

Im zweiten Teil geht es um die Kriterien, die aus meiner Sicht bei der Wahl deiner Bank eine untergeordnete Rolle spielen sollten: Link zum zweiten Teil