„Aller Anfang ist schwer.“ Diese Phrase gilt auch für die Vermögensbildung und den Start, um regelmäßig Geld zu sparen.
In den letzten Jahren habe ich mich mit vielen Freunden, Bekannten oder Kollegen über dieses Thema unterhalten. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich immer ähnliche Antworten bekam, wenn ich fragte, warum nichts für den eigenen Vermögensaufbau getan wird und warum man sich nicht mit diesem doch immer wichtiger werdenden Thema beschäftigt. Ich habe oftmals den Eindruck gehabt, dass geradezu nach Ausreden gesucht wird, sich nicht mit dem Thema beschäftigen zu müssen. Dabei ist es sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und dabei auch die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Ich hoffe (bzw. befürchte), dass sich einige von euch in den unten beschriebenen Aussagen wiederfinden werden. Daher freue ich mich, wenn dieser Artikel den einen oder anderen meiner Leser zum Nachdenken anregt und eine Motivationshilfe ist, nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern eine eigene Strategie für das Sparen und die Geldanlage zu entwickeln.
Um euch einen Eindruck zu geben, welche „Ausreden“ ich bisher häufiger gehört habe und warum der Start nicht gelingt habe ich diese in 8 Punkten zusammengefasst:
Grund 1: „Ich muss doch erst einmal… bevor ich Sparen und Vermögen aufbauen kann.“
Egal, ob du gerade erst anfängst Geld zu verdienen, oder schon länger berufstätig bist – eines muss dir klar sein: Es wird immer „gute“ Gründe geben, warum du gerade jetzt nicht Sparen und mit dem Vermögensaufbau beginnen kannst. Es besteht dabei aber die Gefahr, dass du dich an die Routine des „Aber erst muss ich noch…“ gewöhnst und es dadurch sehr wahrscheinlich ist, dass du jahrelang keinen Anfang findest und deinen Start für den Vermögensaufbau immer wieder verschiebst.
Sicherlich gibt es wirklich gute Gründe, warum du dich erstmal nicht mit dem Thema „Sparen und Vermögensaufbau“ beschäftigst: Die erste Wohnung muss eingerichtet werden, die Waschmaschine ist kaputt oder du brauchst ein Auto, um in die Arbeit zu kommen. Das alles ist vollkommen in Ordnung. Du musst nur darauf achten, dass aus diesen zeitlich meist begrenzten Situationen keine Gewohnheit wird. Nachdem die wichtigsten Ausgaben erledigt sind, solltest du dir aber überlegen, wie du es unter einen Hut bringst, deine Wünsche genauso zu verfolgen wie deinen Vermögensaufbau.
Grund 2: „Für den Vermögensaufbau habe ich noch viel Zeit. Damit kann ich mich später beschäftigen.“
Mitte / Ende 20 zu sein ist für den Start in die eigene Vermögensbildung ein hervorragendes Alter. Verständlicherweise hat man in diesem Alter andere Dinge im Kopf, als sich damit zu beschäftigen, was in 40 Jahren ist, wenn man 60 oder älter ist.
Um dein Sparziel bzw. dein Wunschkapital zu erreichen hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst entweder „erst einmal leben“ und dann später mit dem Sparen anfangen. Dann musst du jedoch extrem hohe Beträge zur Seite legen, wenn dir klar wird, dass es langsam eng wird. Damit bist du in guter Gesellschaft, denn viele machen das so. Oder du gehst den entspannten Weg, fängst früh an regelmäßig Geld zu sparen bzw. anzulegen und kommst auf diese Weise auch mit Anfangs geringen Beträgen zum Ziel. (Siehe auch Warum Sparen ein Ziel braucht)
Die Zinsen, die du während der Vermögensbildung erzielen kannst können von dir selbst nicht beeinflusst werden. Du kannst nur den Faktor Zeit ganz alleine festlegen. Schon aus rechnerischer Sicht ist es daher vernünftig bereits früh mit dem Vermögensaufbau zu beginnen.
Grund 3: „Ich habe ein Sparbuch und ein Tagesgeldkonto. Alles andere ist mir zu unsicher.“
Immobilienkrise, Finanzkrise oder Börsencrash. Manchmal wirkt es so, als wäre dein Erspartes überall bedroht. Egal ob du es an der Börse oder in Immobilien investiert hättest, nichts erscheint mehr sicher. Insofern: sicher ist das Geld nur unterm Kopfkissen oder auf dem Sparbuch. Aber ist das wirklich so?
Ich habe leider schlechte Nachrichten für dich: Im Sparschwein, auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto ist dein Geld noch mehr in Not als wenn du es woanders angelegt hättest. Dort wird es sogar weniger, ohne dass du es sehen kannst. Schlafendes Geld wird von der jährlichen Preissteigerung – der Inflation – langsam aber sicher aufgefressen. Aufgrund der Inflation nimmt die Kaufkraft in 30 Jahren um die Hälfte ab, d.h. deine 100 Euro sind nur noch 50 Euro wert.
Daher mach dir eins bitte ganz schnell klar: Am Unsichersten ist dein Erspartes in genau den Anlageformen, die du bisher als „sicher“ erachtet hast. Nicht ruhendes, sondern nur für dich arbeitendes Geld hat überhaupt die Chance, für dich „sicheres Geld“ zu werden.
Grund 4: „Warum sollte ich sparen und das Geld anlegen, wenn es keine Zinsen mehr gibt?“
Es richtig, dass es im Moment – und wahrscheinlich noch eine ganze Weile – nahezu keine Zinsen auf Kapital auf Sparbücher, Tages- oder Festgeldkonten gibt. Aber das ist noch lange kein Grund deshalb gleich gar nichts zu unternehmen. „Mit den Händen in der Tasche wurde noch kein Haus gebaut.“
Überlege kurz: Woher hast du diese Binsenweisheit mit den Zinsen?
- Aus Presse und Fernsehen?
Nun ja, diese Medien leben von den guten Auflagen und Einschaltquoten, die nur eine tägliche Panikmache überhaupt erst ermöglicht. Schließlich würdest du wegen „An sich ist alles in Ordnung“ nicht stundenlang zusehen. - Von Bekannten?
Denk kurz drüber nach… es sind bestimmt lauter Bekannte, die bislang ebenfalls auf Tagesgeld-Konten und Sparbüchern sowie Bausparverträgen ihr Geld „sicher“ angelegt haben. Lasse dir nie von jemandem von etwas abbringen, der es selbst noch nie selbst versucht hat.
Die Wahrheit ist: Es gibt auch in Niedrigzins-Phasen gute Anlagen, die gute Zinsen erwirtschaften. Sogar in Null-Zins-Phasen, wie wir sie derzeit haben, ist es möglich, normale bis sehr gute Renditen zu erreichen. Aber: Du bekommst sie nicht, in dem du nur das tust, was alle tun. Du bekommst sie nur, wenn du dich nach etwas umschaust, was du zuvor nicht gemacht hast. Daher fange an, dich mit dem Sparen und deinem Vermögensaufbau zu beschäftigen und du wirst bald die ersten Erfolge einfahren.
Grund 5: „Vermögensaufbau durch Geld anlegen? Das ist nichts für mich. Davon habe ich keine Ahnung.“
Das Gleiche denkst du wahrscheinlich auch über Spanisch oder Russisch. Aber du könntest es lernen. Und im Gegensatz zu einer Fremdsprache geht das bei der Vermögensbildung viel schneller und einfacher. Wenn du dich ein wenig mit der Thematik befasst, wirst du nach der Zeit feststellen, dass es sogar Spaß machen kann sich damit zu beschäftigen.
Wenn du ehrlich zu dir bist, müsste die Überschrift für diesen Abschnitt lauten „Ich habe davon keine Ahnung, weil es mir zu anstrengend war, mich wirklich darum zu kümmern“. Entschuldige, dass das etwas unfreundlich klingt. Aber so ging es mir am Anfang auch. Genau genommen ist das sogar der Grund, warum es meine Internetseite „Girokonto-und-Geldanlage.de“ überhaupt gibt. Auch ich habe mich lange darum gedrückt. Vor knapp 20 Jahren habe ich dann angefangen, mich darum mal richtig zu kümmern. Nachdem ich meine Welt sortiert hatte, habe ich mit Freunden und Bekannten darüber gesprochen und vielen davon ging es ähnlich: Zu viele falsche Versicherungen, die falschen Geldanlagen, schlechte Berater, Frustration über zu viel Finanz-Fremdwörter, die falschen Bücher, unverständliche TV-Sendungen, Horror vor elend komplizierten Dokumenten mit dem Titel „Allgemeine Versicherungsbedingungen“ und so weiter…
Wenn du dich hier auf meiner Seite etwas umschaust, wirst du viele Artikel finden, die dir den Einstieg in die Thematik erleichtern. Es erwartet dich kein abstruses Finanzstudium und kein Kauderwelsch, sondern konkrete Dinge, die mir persönlich und vielen Anderen, mit denen ich schon über das Thema gesprochen habe, sehr geholfen haben.
Grund 6: „Die Rentenlücke ist kein Problem. Das sind doch nur 150 Euro.“
Was kostet der Ruhestand? Ehrlich gesagt, es gibt darüber inzwischen sehr viele TV-Diskussionsrunden oder Zeitungsartikel, aber leider bringt es kaum jemand auf den Punkt. Einfach gesagt ist es so: Egal auf welchem Niveau dein bisheriger Lebensstandard war, wenn er im Ruhestand so bleiben soll, dann sollte die Antwort lauten: „Es wird extrem teuer„. Und damit meine ich nicht die Kreuzfahrt auf dem Traumschiff. Das gilt für deinen Alltag.
Eine einfache Rechnung kann verdeutlichen, dass die tatsächliche Lücke je nach Einkommen sehr schnell 1.300 Euro oder mehr betragen kann. Zur Erklärung habe ich eine separaten Artikel für euch geschrieben (Die Rentenlücke – Warum es nicht nur 150 Euro sind). Da die Lücke in Wirklichkeit um ein Mehrfaches größer ist als 150 Euro, ist es umso wichtiger, dass du dich mit deiner Vermögensbildung auseinandersetzt und eine langfristige Strategie entwickelst, um diese Lücke für dich und deine Familie zu schließen.
Grund 7: „Ich habe einen Riester-Vertrag. Das reicht mir für den Vermögensaufbau.“
Leider wird oft versprochen, dass die Rentenlücke durch Riester-Rente-Verträge leicht geschlossen werden kann. Für 150 Euro mag das zutreffen, bei 1.300 Euro (wie oben erwähnt) sieht es anders aus. Schaue am Besten schnell in deine Riester-Police, falls du eine besitzt. Ich wette, sie verspricht dir nicht mal im „best case“ Szenario diese 1.300 Euro monatlich. Jetzt wird dir der Begriff der Rentenlücke sicher deutlicher als zuvor.
Riester funktioniert leider in vielen Fällen nicht und ist zu teuer. Am Ende verdient an deinem Vertrag nur die Finanzbranche, aber nicht du. Zumindest nicht so wie vorgesehen und im Verkaufsprospekt versprochen. Es gibt Ausnahmen, aber die muss man erst einmal finden. Das sage nicht ich, diese Auskunft erhältst du schon seit mindestens 2010 auf Anfrage von jeder Verbraucherberatung, unter anderem von einem Experten der Verbraucherzentrale in Stuttgart.
Grundsätzlich ist es natürlich richtig, eine Förderung mitzunehmen, wenn man sie bekommen kann. In Zeiten der Niedrigzinsen könnte das für eine Weile sogar die alleinige Rendite sein, die du überhaupt bekommst. Aber selbst wenn du einen funktionierenden Vertrag besitzt, dann wird er am Ende nicht die gesamte Lücke decken können. Du wirst also darüber hinaus noch etwas anderes tun müssen.
Grund 8: „Bei mir ist alles geregelt. Meine Bank übernimmt das Geld anlegen für mich.“
Das ist in Ordnung. Zumindest, wenn du dir genau angesehen hast, was die Bank mit deinem Ersparten macht und wenn du auch wirklich verstehst, in was da investiert wird. Warum das in vielen Fällen trotzdem nicht wirklich gut ist, erfährst erfährst du in dem Artikel: Warum der Bankberater nicht dein Freund ist.
Fazit: Fange an, dich mit dem Thema „Sparen und Geldanlage“ zu beschäftigen!
Jetzt nicht den Kopf hängen lassen. Dieser Artikel dient nicht dazu, dich als zu passiv und desinteressiert zu beleidigen. Er beschreibt nur die am meisten gehörten Antworten, die ich bei Gesprächen über das Thema der persönlichen Finanzen bisher gehört habe. Mein Appell dabei ist: Tricks dich nicht selbst aus, sondern nehme es selbst in die Hand und fange an.
Im nächsten Teil schauen wir uns an, wie die meisten Leute sparen und warum sie damit oft nicht gut vorankommen: Der Irrtum mit dem Monatsüberschuss: Warum „Abräum-Sparen“ nicht funktioniert