Warum steigt oder fällt eine Aktie? Ursachen und Auswirkungen

Schwankende Börsenkurse sind etwas Normales. An einem Tag geht es nach oben und an anderen Tagen wieder nach unten. Für uns Privatanleger bedeutet dies, dass wir mit diesem Zustand leben müssen und uns klar sein muss, dass eine kurzfristige Schwankung kein Grund ist sich verunsichern zu lassen.

Oftmals ist das Verhalten der Akteure an den Börsen nicht rational, d.h. immer mit Tatsachen zu begründen. Oftmals spielen auch Stimmungen am Gesamtmarkt oder falsche Erwartungen eine Rolle.

In diesem Artikel habe ich mit den Ursachen für steigende oder fallende Aktienkurse beschäftigt.

Aktienkurse unterliegen ständigen Schwankungen. (Bildschirmfoto comdirect.de)

Aktienkurse unterliegen ständigen Schwankungen. (Bildschirmfoto comdirect.de)

Ursachen für schwankende Aktienkurse an der Börse

Zu Beginn ist es wichtig zu verstehen, warum die Akteure an der Börse sich für den Kauf von Aktien entscheiden.

Erwartungen beim Kauf einer Aktie. Warum kaufst du eine Aktie überhaupt?

Jeder Käufer einer Aktie hat gewisse Erwartungen. Im Wesentlichen ist es dabei egal, ob es sich um einen professionellen Fondmanager oder einen Privatanleger (wir) handelt.

Wenn du beispielsweise eine Aktie kaufst, dann machst du das i.d.R. aus folgenden zwei Gründen:

  1. Dividende bzw. Zinserwartung: Wenn du Geld verleihst, wirst du einen Mehrwert, also einen Zins bis zur Rückzahlung erwarten. Dasselbe gilt für den Aktienkauf: Du investierst in Anteile an einem Unternehmen und dafür erwartest du, dass Zinsen (=Dividenden) gezahlt
  2. Kursentwicklung: Dividende gibt es ja nur, wenn das Unternehmen etwas verdient hat und Dividende zahlen möchte. In der Folge wird dann aber auch sein Wert steigen. Du nimmst also an, dass der Aktienkurs sich gut entwickeln wird, wenn das Unternehmen die zuvor genannten guten Gewinne macht.

(Bei professionellen Anlegern kann noch ein dritter Grund hinzukommen: Strategische Beeinflussung von Kursen. Bei Privatanlegern spielt das aber keine Rolle)

Die Wahl der Aktie ist dabei der entscheidende Faktor. Ich empfehle dir dabei konsequent nach einem Regelwerk, d.h. deiner Strategie vorzugehen. Meine Regeln für die Aktienauswahl habe ich in einem weiteren Artikel für dich beschrieben.

Jetzt wird es etwas abstrakt: Du hast deine Aktie ja aber nicht vom Unternehmen selbst gekauft, sondern an der Börse. Das Unternehmen, in das du investierst, ist an diesem Vorgang also überhaupt gar nicht beteiligt. Es bekommt das Geld der Anleger nur beim allerersten Verkaufsangebot an der Börse. Genau zu diesem Zeitpunkt „vergibt“ das Unternehmen tatsächlich seine Aktien an die ersten Käufer und sammelt im Gegenzug deren Geld ein, um damit weiter wachsen zu können. Die Dividende zahlt das Unternehmen später immer an diejenigen, die die Aktie im aktuellen Jahr besitzt.

Wenn du aber nicht der Erstkäufer bist, dann steht deinem Kauf nicht das Unternehmen gegenüber, sondern ein anderer Anleger. Das kann eine Versicherung sein, ein Investmentfonds oder eben ein Privatanleger wie du und ich.

Warum steigt oder fällt eine Aktie dann überhaupt? Wieso ist der Preis nicht immer der, den die Aktie zum Ausgabezeitpunkt hatte und somit immer der gleiche?

Die Erklärung ist ganz einfach:

Eine Aktie steigt genau dann, wenn mehr Käufer da sind, die die Aktie haben wollen, als Verkäufer, die die Aktie verkaufen wollen. Ist es umgekehrt, dann fällt der Kurs. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Der Aktienkurs wird durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Es gibt immer eine Gruppe, die kaufen und eine, die verkaufen möchte.

Der Aktienkurs wird durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Es gibt immer eine Gruppe, die kaufen und eine, die verkaufen möchte.

Das soll schon alles sein? – Ja.

Wesentlich dabei ist, warum beide Gruppen so denken und kaufen bzw. verkaufen wollen. Dann nämlich erfährst du den Grund, warum eine Aktie steigende oder fallende Preise zeigt. Und dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

Der Normalfall: Die Erwartung guter oder schlechter Geschäftsentwicklungen in der Zukunft

Das „Gestern“ ist an der Börse nichts wert. Was gestern war, das weiß schon jeder und daher ist es im Preis der Aktie längst enthalten. Dass Apple beispielsweise in 2015 einen super Gewinn gemacht hat, das ist an der Börse nichts besonderes mehr. Für diese Tatsache bekommt man keinen Cent mehr für die Apple Aktie, als sie heute kostet. Das ist bei dir selbst nicht anders – wenn du dich für die Aktie interessierst, dann aus einem der folgenden 2 Gründe:

  1. Grund zum Kauf: Du erwartest, dass Apple auch zukünftig einen guten Gewinn machen und somit den Unternehmenswert steigern wird. Das würde dann zu einem steigenden Aktienpreis führen, weil auch andere so denken und kaufen werden. Daher willst du die Aktie jetzt kaufen und bist bereit, den aktuellen Kurs oder auch etwas mehr zu zahlen.
  2. Grund zum Verkauf: Du gehst davon aus, dass die Party vorbei ist und erstmal nichts Tolles mehr passiert, was den sehr hohen Kurs der Aktie noch rechtfertigt. In der Folge würden mehr Aktienbesitzer ihre Papiere verkaufen, auch für weniger als sie heute wert sind. Daher gehst du davon aus, dass der Kurs wahrscheinlich fallen wird und willst deine Aktien lieber verkaufen.

Ob der Kurs der Aktie im Laufe der kommenden Monate steigt oder fällt, das hängt nun im Wesentlichen stark davon ab, welche Gruppe stärker ist: die Kaufinteressenten, die an steigende Kurse glaubt, oder die Pessimisten, die verkaufen möchten:

Situation für steigende Aktienkurse: Mehr Interessenten als Verkäufer (Grafik: eigene)

Situation für steigende Aktienkurse: Mehr Interessenten als Verkäufer (Grafik: eigene)

Die Mehrzahl der Interessierten denkt, dass der Kurs steigen wird und ist daher bereit, die gewünschten Verkaufspreise der Gegenseite zu bezahlen, um die Aktie zu bekommen – Der Kurs steigt, weil weitere Interessenten vorhanden sind, die auch dann noch kaufen, wenn die Verkäufer weniger werden und höhere Preise verlangen. Am Ende sind noch Kaufwillige übrig, aber es gibt kein Verkaufsangebot mehr. Der letzte abgeschlossene Kauf definiert dann den Endkurs der Aktie für diesen Tag. Dieser liegt über dem Kurs des Vortages.

Situation für sinkende Aktienkurse: Mehr Verkäufer als Interessenten (Grafik: eigene)

Situation für sinkende Aktienkurse: Mehr Verkäufer als Interessenten (Grafik: eigene)

Wenn die Mehrzahl der Interessenten denkt, dass der Kurs fallen wird, so stellen sie ihre Aktien zum Verkauf. Die Käufer sind in der Unterzahl und auch nicht bereit, den aktuellen Preis für die Aktie zu bezahlen. In der Folge werden die wenigen Käufer abwarten, bis die Verkaufsangebote einen akzeptabel niedrigen Preis haben. Der Aktienkurs sinkt. Am Ende sind noch Angebote da, aber niemand will mehr kaufen. Der zuletzt zustande gekommene Verkauf definiert den Schlusskurs des Tages. Dieser liegt unter dem Kurs des Vortages.

Nochmal: das soll alles sein? – Ja!

Wenn nämlich an einem Tag niemand kaufen oder niemand verkaufen will, dann gibt es überhaupt kein Geschäft und folglich auch keinen Kurs. Weder einen steigenden, noch einen fallenden. Es gibt dann noch nicht mal einen konstanten Kurs, sondern einfach überhaupt keinen.

Natürlich ist es so, dass langfristig der Aktienkurs immer dem Erfolg der Geschäftstätigkeit des Unternehmens folgen wird: steigen Umsatz und Gewinn, so wird es immer mehr Interessierte geben, die die Aktie kaufen wollen, als solche, die sie verkaufen möchten. Es kommt in der Folge zu einer Phase steigender Kurse, die so lange anhält, bis wieder ein Gleichgewicht entsteht. Das bedeutet, es entsteht ein Kurs, von dem alle denken, dass er der erwarteten Situation in der Zukunft gerecht wird. Dieser Kurs gilt dann so lange, bis es neue Erkenntnisse gibt, ob diese Erwartung richtig war oder nicht. Dann geht das Spiel von vorne los: Solange mehr Leute kaufen wollen, steigt der Kurs und sobald mehr Leute verkaufen wollen, fällt er.

Der Ausnahmezustand: die menschliche Psyche

Von dem oben beschriebenen „sinnvollen“ Verhalten abweichend kann es kurzfristig zu einer Situation kommen, in der trotz aller Überlegungen, Berechnungen, Analysen und so weiter ein völlig unrealer Zustand erzeugt wird. Diese Phase ist genau das, was die meisten Anleger nicht verstehen und weshalb so viele Menschen die Börse als ein gefährliches Roulette-Spiel wahrnehmen. Dabei ist dieses Phänomen ganz leicht zu erklären. Der Haupt-Täter dabei ist: die Gier.

Ende April 2016 gab es einen Knick im Kurs-Verlauf bei Starbucks. Die Aktie ist dabei von rund 54 auf etwa 49 EUR gefallen – ein Minus von 5 EUR oder 9,26%.

Gesunkener Aktienkurs bei Starbucks Ende April 2016; WKN: 884437 (Quelle: Comdirect)

Gesunkener Aktienkurs bei Starbucks Ende April 2016; WKN: 884437 (Quelle: Comdirect)

Was war passiert? Starbucks gab am 25. April bekannt, dass man im abgelaufenen 1. Quartal runde 4,99 Milliarden USD Umsatz gemacht hat, der Umsatz somit um +9% gestiegen sei, der Gewinn um +16%.

Die Analysten und somit fast alle Anleger hatten jedoch erwartet, dass der Umsatz in diesem Quartal bei 5,03 Milliarden USD liegen würde (also 0,8% höher) und der Gewinn dem entsprechend ebenfalls etwas höher hätte liegen müssen.

An einer Gewinnsteigerung von 16% ist wohl noch niemals jemand Pleite gegangen und dennoch fällt der Kurs? – Willkommen im Club! So ist die Börse!


Alle, die nach Bekanntgabe der guten Ergebnisse eventuell Kasse machen wollten, sind bei Veröffentlichung dieser „schlechten“ Nachrichten sofort ausgestiegen. Angesichts der sinkenden Kurse sind die Kaufwilligen erstmal erschreckt in Abwartehaltung verfallen – und prompt sank der Kurs um ein Mehrfaches dessen, was die Abweichung vom (Quartals-) Ergebnis gerechtfertigt hätte.

Dieses Beispiel zeigt deutlich: kurzfristig ist an der Börse alles möglich. Es fallen Aktien obwohl das Unternehmen soeben Milliarden-Gewinne verkündet hat. Es steigen Aktien, die herbe Verluste melden – weil Anleger erwarten, dass es in der Zukunft besser wird, da die verlustbringende Sparte wahrscheinlich verkauft werden soll.

Auch hier gilt das zu Beginn dargestellte Schema, oder besser gesagt: Erst Recht in solchen Situationen zeigt sich, dass die Kursentwicklung von Aktien von nichts Anderem abhängt als von der Einstellung und der Anzahl der Personen, die an der Aktie interessiert sind:

Sind die Kaufwilligen in der Überzahl, so wird der Kurs steigen. Sind die Verkäufer in der Überzahl, so wird er sinken. Und zwar völlig egal, was die Fakten sagen.

Auf YouTube habe ich hierzu eine unterhaltsame Illustration gefunden, die ihr euch gerne ansehen könnt (Link zum Video). Da helfen auch alle schlauen Börsensendungen mit ihren unzähligen Analysen, Begründungen und Argumenten nicht weiter.

Mein Fazit

Mein Fazit und mein Rat sind daher:

  1. Kurzfristig mag die Börse ein undurchschaubares Tollhaus sein, das sich völlig unvernünftig verhält. Langfristig jedoch kann sie nicht anders, als dem Erfolg aus der Geschäftstätigkeit der Unternehmen zu folgen.
  2. Steigende oder fallende Kurse sind nicht immer das Resultat sinnvoller Anlageentscheidungen, sie sind das Resultat allein der Tatsache, ob mehr Käufer oder Verkäufer an der Börse unterwegs waren.
  3. Schau dir einzelne Tagesmeldungen gar nicht erst an, sie sind allesamt geraten, gemutmaßt und daher in aller Regel falsch. Schenkst du ihnen Beachtung, so wird dich dies nur unsicher machen.
  4. Mach deine Entscheidungen, ob du eine Aktie kaufen / verkaufen willst oder nicht, auf keinen Fall von kurzfristigen Meldungen abhängig. Schau auf die langfristigen Perspektiven des Unternehmens und entscheide ausschließlich nach diesem Gesichtspunkt. Ich berücksichtige immer die gleichen Kriterien beim Aktienkauf und bin seitdem ich diese konsequent anwende erfolgreich unterwegs (Meine Regeln zur Aktienauswahl – Worauf sollte ich bei der Auswahl von Aktien achten?).