Ich habe Ende der 90er Jahre auf Anraten eines „unabhängigen Finanzberaters“ eine Direktversicherung bei der WWK in München abgeschlossen. Die Konstruktion damals klang so lukrativ:
„Sparen Sie aus dem Brutto-Weihnachtsgeld in eine Direktversicherung und bekommen Sie den Fonds-Gegenwert mit Renteneintritt ab 60 steuerfrei raus.“
Wie damals üblich, wurde nicht viel über die horrenden Kosten solcher Verträge gesprochen, aber mit einer voraussichtlichen Wertentwicklung von 9% ein unglaubliches Endvermögen in Aussicht gestellt. Gesagt, getan. Doch die Realität sieht anders aus:
Von 1999 bis Ende 2015 (also in 16 Jahren) hat es die WWK geschafft, mit meinen mittlerweile rund 28.700 Euro an Einzahlungen gerade einmal ca. 4.000 Euro Wertentwicklung zu erwirtschaften. Das sind momentan 13,84% oder extrem großzügig gerundet 1% Verzinsung pro Jahr. Und das am Aktienmarkt!
Warum das so albern wenig ist, ist schnell erklärt: Die WWK hat in dieser Zeit insgesamt rund 6.800 Euro bzw. knapp 24% der Einzahlungen an Gebühren einbehalten. Vom ersten Beitrag 90%, vom zweiten 77% und von jedem weiteren 16%:
Darin steckt ein Risikoanteil für eine in diesem Konstrukt enthaltene Risiko-Lebensversicherung. Diese bezahlt meinen Angehörigen bei meinem Tod exakt genau das aus, was ich bis dahin selbst angespart habe (da sind die enormen Gebühren natürlich bereits schon abgezogen worden), oder die Vertragssumme, falls sich bis dahin zu wenig Kapital gebildet hat. Bei meiner Direktversicherung sind das lächerliche 50.000 Euro. Bis mein Vertrag voll ist wird die WWK also über 10.700 Euro Gebühren kassiert haben.
Außer dieser geringen Risikoübernahme durch die WWK, ist das einzige, was ich in all den Jahren für diese enormen Gebühren bekommen habe: ein lumpiger Brief zu Weihnachten. Ein einziger jährlicher Brief über den aktuellen Fondsbestand. Sonst nichts. Keine Beratung, keine Vorschläge. Auf die Anfrage, ob man denn wenigstens die Anlage in einen kostengünstigen Indexfonds wechseln kann, wurde mir schriftlich mitgeteilt:
Fazit: Die Versicherungspolice – Renditefresser und Vermögensvernichtungs-Turbo
Aus diesem Sachverhalt siehst du sehr deutlich, warum ich dir dringend empfehle, nichts, aber auch wirklich gar nichts in eine Fondspolice zu stecken, schon gar nicht aus steuerlichen Gründen.
Wenn du in Fonds anlegen willst, dann kannst du das ohne einen gierigen Versicherungs-Kraken tun, die sich an deinem Geld dermaßen unverschämt fett frisst und nichts Anderes dafür tut, als es in einen Aktienfonds zu stecken, ohne Beratung, ohne aktive Suche nach Verbesserungen. Meine Kapitalanlage in diesem Vertrag muss praktisch jedes Jahr mindestens 16% Zinsen erbringen damit ich … gar nichts erreicht habe! Erst oberhalb von 16% Wertentwicklung ist bei mir ein Plus vorhanden. Wenn da die Börse bis zu meinem 60. Lebensjahr nicht brummt, dann werde ich am Ende kaum meine eigenen Einzahlungen wiederbekommen.
Dass ich das Geld am Ende der Vertragszeit steuerfrei bekomme, ist mir mittlerweile schon kein Trost mehr: Hätte ich dieses Geld selbst und kostengünstig angelegt, dann würde ich auch nach Abzug von 25% Kapitalertragsteuer wesentlich besser dastehen, da mir nicht bereits zu Beginn der Geldanlage fast 7.000 EUR entzogen worden wären, die dann 30 Jahre lang keine Zinsen erwirtschaften.
Mein Vertrag ist nun leider kein Einzelschicksal. Diese Erfahrung haben auch viele weitere enttäuschte Anleger gemacht, wie du zum Beispiel auch hier in der Wirtschaftswoche nachlesen kannst.
Mittlerweile sind Versicherungen zwar verpflichtet, deutlich(er) auf die Kosten eines Abschlusses hinzuweisen. Die gesetzliche Vorgabe hat jedoch enorme Lücken und darüber hinaus wird nach meinen Erfahrungen im Rahmen des möglichen immer noch getrickst und mit einer wirklich schlauen Wortwahl immer noch verschleiert, was das Elend am Ende kostet.